„Please smile!“: Theater in der Schaffarei

Amos Postner

Die Schaffarei-Theaterreihe „Mut-/Wutausbruch“ stellt anhand von kurzen Theaterstücken, die als Auftragswerke an Vorarlberger Kulturschaffende vergeben werden, Konfliktsituationen auf dem Arbeitsmarkt zur Diskussion. Regisseurin Brigitte Walk und Autor Amos Postner thematisieren in ihrem Stück „Please smile!“ Diskriminierung und Vorurteile aufgrund von Herkunft und Geschlecht. Im Interview spricht Amos Postner über die Hintergründe.

Wie ist die Idee entstanden?

Die Vorgabe kam von Brigitte Walk, sie wollte, als der Auftrag von der Schaffarei kam, die Themen Migration, Arbeitsmarkt und Gender aufgreifen. Das hat auch gleich was bei mir angestoßen, über das ich schreiben wollte. Das läuft in unserer gemeinsamen Theaterarbeit häufig so ab, dass wir ein Thema umkreisen, ich dann einen Text schreibe und dann setzen wir uns wieder zusammen und suchen die roten Fäden und ergänzen, wenn noch was fehlt.

 

Wie bist du an das Thema herangegangen?

Für uns war klar, dass wir die Geschichte einer jungen Frau ins Zentrum stellen wollen, also die Zumutungen des Arbeitsmarkts an diese Frau, weil sie einen migrantischen Hintergrund hat. Ihre Eltern kamen aus der Türkei, um in einer Textilfabrik zu arbeiten, sie selber ist aber hier geboren. Wir haben uns zunächst ihren Bildungsweg und Stationen von ihrer Arbeitsbiografie ausgedacht, und dann überlegt, wie bei ihr so eine Bewerbungssituation aussehen könnte. Womit wird sie konfrontiert, welchen Vorurteilen ist sie ausgesetzt und welche Erwartungen hat sie zu erfüllen? Es war uns aber auch wichtig, dass sie jemand ist, die ihr Leben selber gestaltet, die etwas erreichen will – entgegen der Vorgaben, auf die sie trifft.

Schauspielerin Ayse Bostanci

Glaubst du, dass es Menschen mit Migrationshintergrund auf dem österreichischen Arbeitsmarkt schwerer haben?

Ich bin davon überzeugt, dass auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert wird, dass also jemand mit österreichischer Staatsbürgerschaft profitiert und Menschen aus einem Drittstaat Hürden in den Weg gelegt werden. Was mich bei unserem Stück aber besonders interessiert hat, ist die Frage, was Institutionen, die Personen unterstützen wollen, dagegen tun. Also das AMS, Weiterbildungsträger, auch die Arbeiterkammer. Setzen sie wirklich Maßnahmen dagegen oder tun sie nur so. Deshalb haben wir das Setting mit dem Bewerbungstraining gewählt. Wir wollen zur Diskussion stellen, ob diese Orte eventuell sogar die Diskriminierung reproduzieren.

 

Was wünscht du dir vom Publikum und der Diskussion im Anschluss?

Mir ist wichtig, dass das Publikum sensibilisiert wird. Es geht mir durchaus um Aufklärung. Es soll durch unsere Geschichte für alle emotional erfahrbar werden, was Diskriminierung bedeutet. Ich finde die Diskussion im Anschluss an das Stück aber auch für mich als Autor sehr wertvoll, denn sie zeigt, ob das, was ich geschrieben habe, realistisch ist und das Publikum dazu bewegt, in eine ganz persönliche Auseinandersetzung zu den Inhalten zu gehen, weil sie ihnen bekannt vorkommen.

Über den Autor

Amos Postner, geb. 1993 in Lustenau, hat Vergleichende Literaturwissenschaft und Bildungswissenschaft in Wien und Berlin studiert. Er arbeitet als freier Autor und als Universitätsassistent am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Mit Regisseurin Brigitte Walk verbindet ihn eine mehrjährige Zusammenarbeit in dem von ihr 2015 gegründeten walktanztheater.com.

Über den „Mut-/ Wutausbruch“ in der Schaffarei

Mit dem Format „Mut-/ Wutausbruch“ bringen wir brisante arbeitsrelevante Themen auf die Bühne. Im Zentrum der kurzen Theater-Monologe steht immer ein Arbeitskonflikt, der nachdenklich stimmt und Diskussions-Stoff liefert.

Mal geht es um die verzweifelte pflegende Angehörige am Ende ihrer Kräfte. Um eine erschöpfte Führungskraft, die am Sonntagnachmittag E-Mails beantwortet, anstatt Zeit mit der Familie zu verbringen. Oder um eine Frau, die entdeckt, dass sie ein Drittel weniger verdient als ihr Kollege, dabei aber viel mehr Leistung bringt.

Im Anschluss an das Stück gibt es Berichte aus der Praxis, arbeits- und sozialpolitisches Feedback zum Thema und ein moderiertes Publikums-Gespräch.

„Please smile!“ – Theaterstück von Amos Postner

19.–21. September, jeweils 19 Uhr, Eintritt frei

Hinweis: Die Aufführung findet bei guter Witterung im Innenhof der Schaffarei/ AK Vorarlberg unter freiem Himmel statt.

Inszenierung: Brigitte Walk
Schauspiel: Ayse Bostanci

Moderation: Brigitta Soraperra

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