Markus Kornfehl: „Ich habe das gefunden, wofür ich brenne“

Markus Kornfehl erzählt seine ArbeitsLebensGeschichte

Die Karriere von Markus Kornfehl wechselt oft die Richtung, führt aber immer steil bergauf –bis zu dem Moment, an dem er von heute auf morgen gefeuert und mit der Frage konfrontiert wird: Was will ich eigentlich wirklich? Wie er gefunden hat, wofür er brennt, darüber spricht er bei den ArbeitsLebensGeschichten mit Carmen Jurkovic-Burtscher in der Schaffarei in Feldkirch.

Als einziger Sohn hätte Markus Kornfehl den Familienbetrieb, eine Spenglerei in Linz, übernehmen sollen. Sein Vater schickt ihn ins Jesuiten-Gymnasium und später in die HTL für Maschinenbau in Linz.

Im Nachhinein findet der heute 51-Jährige diese Wahl als „gut getroffen“. Das binäre System, in dem er neben der Theorie auch in der Werkstätte selbst Hand anlegen kann, gefällt dem Schüler – und auch dem Lehrer.

 Denn heute, nicht ganz 30 Jahre später, ist Markus Kornfehl wieder an einer HTL – diesmal in Dornbirn: als Lehrer und Abteilungsvorstand mit einer klaren Vision von Schule im 21. Jahrhundert.

Maschinenbau, Kulturtechnik … und IT

Damals allerdings denkt Markus sich, dass er nach fünf Jahren HTL nicht auch noch Maschinenbau studieren kann. Also zieht er nach Wien und inskribiert an der Universität für Bodenkultur in „Kulturtechnik und Wasserwirtschaft“.

Für sein Studium lässt er sich Zeit. So lange, bis sein Vater ihm die Rute ins Fenster stellt: Zwei Semester würde noch „der Bankomat“ sein Studium finanzieren, dann sei Schluss. Markus versteht den Wink mit dem Zaunpfahl und macht seinen Abschluss.

Doch statt sich einen Job in seinem Fachbereich zu suchen, wechselt er wieder die Branche. Bereits an der Uni hat Markus erste Erfahrungen in Aufbau und Wartung von Netzwerken gesammelt. Das kommt ihm jetzt zugute: Er findet einen Job als IT-Consultant in einem großen Unternehmen.

„Ende der 90er-Jahre war jeder, der wusste, wo man einen Rechner einschaltet, ein Netzwerk-Experte“, erinnert er sich schmunzelnd und ergänzt: „Damals sind massiv Leute gesucht worden, die sich etwas zutrauen und bereit sind ins kalte Wasser zu springen.“

„Ende der 90er-Jahre war jeder, der wusste, wo man einen Rechner einschaltet, ein Netzwerk-Experte. Damals sind massiv Leute gesucht worden, die sich etwas zutrauen und bereit sind ins kalte Wasser zu springen.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wien, Hamburg, Luzern … und Düns

In seinem Job hat Markus sich genau um eine Sache zu kümmern: um die E-Mail-Clients eines Großkunden. Das wird im schnell zu monoton und er wechselt zu einem kleineren Unternehmen.

Dort übernimmt er unterschiedliche Aufgabengebiete und macht eine Projektmanagement-Ausbildung. Mit dem Verkauf des Unternehmens, erst nach Deutschland und dann in die Schweiz, führt auch Markus’ Weg in den Westen: Mit seiner damaligen Frau, einer Vorarlbergerin, zieht er von Wien nach Düns.

Beruflich landet er in Luzern. Unter der Woche ist Markus praktisch immer unterwegs und betreut einen Großkunden in Hamburg mit Projekten in ganz Europa.

Seine prägendste berufliche Erfahrung jedoch macht Markus erst ein paar Jahre später. Davon allerdings ahnt er noch nichts, als er 2008 bei einem internationalen Konzern anfängt, der unter anderem Biomasse-Feuerungen für Großprojekte auf der ganzen Welt baut.

Von einem Tag auf den anderen: Kündigung

Anfangs leitet Markus den Verkaufs-Innendienst. Zum Schluss ist er für den gesamten Verkauf und das Produktmanagement in der Biomasse-Sparte verantwortlich.

Sieben Jahre macht Markus diesen spannenden Job, bis er Ende Jänner 2015 von einem Tag auf den anderen freigestellt wird. Der Hauptgrund: Unterschiedliche Ansichten in der Mitarbeitendenführung.

Der Schock sitzt tief. „Ich habe wahnsinnig lange gebraucht bis ich sagen konnte: Ich bin gefeuert worden“, erinnert er sich.

„Ich habe wahnsinnig lange gebraucht, bis ich sagen konnte: Ich bin gefeuert worden.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„Der erste Reflex war, wieder etwas in der Branche zu suchen“, sagt Markus rückblickend. Aber er merkt bald: Eigentlich will er das nicht mehr. Stattdessen überlegt er, wo seine Stärken liegen und was er gerne tut.

„Auf der Bühne stehen und präsentieren, das kann ich. Ich glaube, dass ich auch komplexe technische Inhalte einfach vermitteln kann – und junge Menschen waren mir schon immer sympathisch“, sagt er.

Mit dieser Erkenntnis bewirbt Markus Kornfehl sich an der HTL Dornbirn – und fängt noch im selben Jahr als Lehrer für Maschinenbau an.

Der Wunsch zu gestalten

Führungsposition will Markus keine mehr. Er will ein „ganz normaler Lehrer“ sein. Doch schon in seinem ersten Jahr gibt es an der HTL eine große Krise: Zwei Lehrgänge im Textilbereich stehen kurz vor dem Aus.

Ein Team wird zusammengestellt, das den betroffenen Ausbildungszweig komplett neu aufbauen soll. Markus wird eingeladen, mitzumachen. „Da war mein Wunsch zu gestalten schon wieder größer“, schmunzelt er.

In der Erarbeitung des neuen Lehrgangs setzt er sich intensiv mit Bildungspolitik und damit auseinander, was Lernen eigentlich heißt. Vor allem die Frage, wie sich Schule entwickeln soll und entwicklen kann, fasziniert ihn. „Ich habe das gefunden, wofür ich brenne“ sagt er heute.

„Ich habe das gefunden, wofür ich brenne.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Schule ins 21. Jahrhundert holen

Der neue FutureTecs-Lehrgang ist ein Erfolg und Markus hat es längst aufgegeben, „nur“ Lehrer sein zu wollen. Heute ist er Abteilungsvorstand von eben diesem und einem weiteren Lehrgang. Darüber hinaus engagiert er sich im Bildungsministerium als Mitglied einer Bundesarbeitsgruppe für Individualisierung an HTLs.

Sein Ziel: Das Schulsystem in kleinen Schritten ins 21. Jahrhundert zu holen und mehr Raum zu schaffen für selbstständiges Lernen und für Problemlösungskompetenz. Denn das sei es, was die Schüler:innen auf die Jobs der Zukunft am besten vorbereite.

Auch wenn Markus, wie er sagt, von selbst wohl nicht den Mumm gehabt hätte, den Schritt aus der die Privatwirtschaft in die Schule zu wagen: Heute ist er froh, dass es so gekommen ist.

Was er daraus gelernt hat, fasst er so zusammen: „Man hat immer Optionen. Was es braucht, ist ein positives Mindset, um diese Optionen zu sehen und den Mut, sie zu ergreifen.“

„Man hat immer Optionen. Was es braucht, ist ein positives Mindset, um diese Optionen zu sehen und den Mut, sie zu ergreifen.“

Artikel teilen: