Marc Iser: „Es hat sich alles irgendwie ergeben“

Marc Iser Arbeitslebensgeschichte

Einen klaren Plan von der großen Karriere hatte er nie. Wie er es dennoch geschafft hat, seine Leidenschaft gleich zweimal zum Beruf zu machen, verrät Marc Iser bei den „ArbeitsLebensGeschichten“ in der Schaffarei.

Gelernt habe er ursprünglich Werkzeugmacher, erzählt Marc Iser im Gespräch mit Carmen Jurkovic-Burtscher im Klub der Schaffarei. Ein ehrenwerter Beruf, wie er sagt. Als Geselle arbeitet er allerdings nur ein paar Tage, dann ruft die Wehrpflicht. Während auf dem Kasernenplatz „Habt acht“ gilt, heißt es in der Freizeit „Hang loose“.

Skateboard und Snowboard sind für den 18-jährigen Marc die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Szene ist überschaubar und Marc hat sogar einen Sponsor: Dieter Schneider von Hotshop.

Er ist es auch, der Marc nach dem Bundesheer zu Hotshop in den Verkauf holt – und ihm damit die Chance gibt, sein Hobby gewissermaßen zum Beruf zu machen. Schon wenig später jedoch stirbt sein Mentor und Marc Iser und sein Kumpel Tobi Bechtold übernehmen. Ohne Plan, wie Marc heute sagt, aber voll motiviert.

Das war eine Zeit, da musste man kein Manager sein. Da musstest du einen Bezug zum Boardsport haben. Wir haben das gelebt. Und wir konnten gut mit den Leuten.

Volcom to Europe

Nebenher gründen die beiden eine Handelsagentur und bauen den Europa-Vertrieb für die junge Marke Volcom mit auf. Die Szene explodiert, Volcom braucht einen größeren Vertrieb – und Marc soll ihn leiten. Die Agentur wird verkauft, Tobi übernimmt Marcs Anteile an Hotshop und Marc geht als Vertriebsleiter nach Stuttgart.

Es läuft gut. So gut, dass auch andere davon Wind bekommen. Bald erhält Marc ein Angebot, dass er nicht mehr ablehnen kann: Er wechselt als Brandmanager zu Quicksilver nach München. Es war eine coole Zeit, sagt Marc heute. Mittleres Management. Maximaler Spaß – Fliegen, Feiern, Verträge abschließen.

Die Party ist vorbei

Doch das ändert sich rasch. Quicksilver wächst schnell, hat 60 Shops alleine in Deutschland und Marc die Verantwortung für ein 60-köpfiges Team. Bis morgens um sechs Uhr Party machen und um acht wieder am Messestand stehen? Fehlanzeige. Die Branche ist erwachsen geworden.

Dazu kommt der Onlinehandel, der immer stärker wird. Der Druck steigt und Marc merkt, dass er nicht mehr hinter dem stehen kann, was notwendig wäre, um mitzuhalten. Eine geplante Umstrukturierung kommt ihm da sehr gelegen.

Er steigt aus und macht erst mal ein halbes Jahr Pause, verbringt den Sommer mit seiner Tochter auf dem See. Vor einigen Jahren schon hat das Segeln das Skatboarden und Snowboardfahren aus Marcs Freizeitwelt verdrängt.

Segelboote faszinieren ihn und ihm wird klar: Der neue Job muss etwas mit Booten zu tun haben. Verkaufen wollte Marc nicht mehr, also musste er sie eben bauen, erzählt er.

Auf allgemeines Anraten trifft er sich mit Markus Bilgeri. Und so ergibt es sich, dass der damals 40-Jährige zwei Mittagessen später eine Lehrstelle als Bootsbauer hat.

Ein faszinierender Bootjob 

Der Job gibt Marc von Anfang an viel Bestätigung. Zu sehen, was man an einem Tag geschafft hat, macht zufrieden. Außerdem mag er die Vielseitigkeit an seinem neuen Beruf: Er arbeitet mit verschiedenen Materialien, ist heute Maler, morgen Elektriker. Kaum ein Tag vergeht, an dem er dasselbe macht wie am Tag davor.

„Würde ich heute noch einmal anfangen, würde ich vermutlich gleich Bootsbauer lernen. Es gibt nicht viele schönere Berufe – und ich habe doch schon einiges gesehen.“

Marc Iser

… und dann noch ein Kurswechsel

Am Anfang habe er es genossen null Verantwortung zu haben, erinnert sich Marc. Doch ganz hinter sich lassen kann er den Manager in sich nicht. Also gründet der heute 47-Jährige nach sieben Jahren in der Werft einen Yachtservice am Bodensee.

Im Moment bedeute das für Marc „so viel Arbeit wie überhaupt noch nie“. Aber auch das sei ok, denn zu viel Zeit am Boot könne er gar nicht verbringen.

„Ich arbeite den ganzen Tag mit Booten, ich bin den ganzen Tag auf Booten und trotzdem verbringe ich jede freie Minute auf Booten. Das ist einfach meins.“

Und wenn alles gut läuft, ergibt es sich möglicherweise schon bald, dass Marc seinen großen Traum verwirklichen kann: Er möchte ein paar Jahre auf dem Segelboot leben, die Welt umsegeln.

Denn mittlerweile ist für ihn klar: Es geht nicht darum, so viel wie möglich zu verdienen, sondern auch Zeit für das zu haben, was man wirklich gerne tut – selbst, wenn es das ist, was man beruflich macht.

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