Ein Gespräch mit Initiatorin Eva King über die Hintergründe der Schaffarei und warum es so wichtig ist, einen öffentlichen Raum zu schaffen, an dem über Arbeitskultur reflektiert und die Zukunft der Arbeit gestaltet werden kann.
Die Schaffarei ist das Haus der Arbeitskultur. Was bedeutet das konkret?
In Vorarlberg ist die Arbeitskultur stark ausgeprägt und sehr spezifisch. „Schaffa“ ist hier ein Leitbegriff, der mit einem hohen Ethos verbunden ist. Der Begriff Arbeitskultur bezeichnet im weitesten Sinne alle Erscheinungsformen von Arbeit, beruhend auf bestimmten Wertvorstellungen und erlernten Verhaltensweisen. Das umfasst unsere Wünsche, Ängste und Träume ebenso wie die realen Verhältnisse in der Arbeitswelt und wie diese unser Leben bestimmen.
Trotzdem gibt es in der öffentlichen Diskussion viel zu wenig ganzheitliche Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir arbeiten wollen. Die Schaffarei als Haus der Arbeitskultur soll ein Ort sein, an dem die Arbeitskultur und unser individuelles und gesellschaftliches Verhältnis zur Arbeit zum Thema werden.
Den Begriff „Schaffarei“ verbinden viele Menschen in Vorarlberg bisher mit dem gleichnamigen Festival. Jetzt hat das Thema in Feldkirch ganzjährig Raum. Was bleibt, was kommt dazu?
Das Schaffarei-Festival ist letztes Jahr coronabedingt ausgefallen. Dieses Jahr wird es zugunsten der offiziellen Eröffnung des Schaffarei-Gebäudes vom 9. bis 11. September noch einmal verschoben.
Wenn es die Umstände zulassen, wird das Festival jedoch ab 2022 wieder regelmäßig einmal im Jahr in der bewährten Form stattfinden. Die Schaffarei als permanente Einrichtung erweitert das Angebot zur inhaltlichen Auseinandersetzung in die Breite und vor allem in die Tiefe.
Wie wird das aussehen?
Uns interessiert vor allem das subjektive Erleben, und zwar von allen, die arbeiten. Egal ob Arbeitnehmer*in, Arbeiter*in oder Selbstständige*r: Wir wollen ganz persönliche Arbeitslebensgeschichten sichtbar machen. Dazu bieten wir Formate an, die dafür einen wertschätzenden Raum schaffen.
Dazu kommt die dokumentarische Funktion des Hauses. Hier geht es darum, die Arbeitsgeschichte und das Verhältnis zur Arbeitskultur zu dokumentieren und zu zeigen, wie sich beides im Zeitverlauf verändert hat. Daraus erhoffen wir uns auch Prognosen für zukünftige Entwicklungen.
Damit sind wir beim dritten Punkt: dem Gestaltungsanspruch. Die Schaffarei betreibt eine Forschungsstelle, die sich interdisziplinär mit aktuellen arbeitsrelevanten Forschungen im gesamten deutschsprachigen Raum auseinandersetzt. Und im Innovations- Labor wird unter Beteiligung von Interessierten an konkreten Projekten gefeilt, die sowohl in die konkrete Arbeitsplatzgestaltung als auch in die Leistungen der Arbeiterkammer einfließen.
Also erweitert die Schaffarei das Leistungsspektrum der AK Vorarlberg?
Als Interessenvertretung für 165.000 Arbeitnehmer*innen hat die AK Vorarlberg sowohl den Auftrag als auch den Anspruch, die Arbeitskultur von morgen zu prägen – und zwar auf Basis dessen, was die Menschen sich erwarten und wünschen.
Mit der Schaffarei können wir einen Ort anbieten, an dem über diese Erwartungen und Hoffnungen reflektiert und diskutiert werden kann und wo die Entwicklungen der Arbeitskultur von morgen ins Rollen kommen. Ein für uns sehr wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Schaffarei öffentlich zugänglich ist und sich an alle Interessierten richtet – unabhängig davon, ob sie Mitglieder der AK Vorarlberg sind oder nicht.
Wenn du gedanklich in den Juni 2022 vorspulst: Was würdest du dann in der Schaffarei gerne sehen?
Ich würde mir wünschen, dass sich die Schaffarei zu einem Innovationsort entwickelt hat. Dass sich das Angebot als Impulsgeber im Sinne von Wandel auf persönlicher Ebene etabliert hat, vielleicht neue Initiativen und Projekte daraus entstanden sind und dass die Menschen, die bis dahin hierher gekommen sind, wertvolle Anregungen für ihre Weiterentwicklung mitnehmen konnten.
MMag. Eva King, MSc
Initiatorin Schaffarei
AK Vorarlberg Bereichsleiterin Marketing und Kommunikation
Geschäftsführerin Digital Campus Vorarlberg