Das Kurzdrama „Danke, setzen FÜNF“ der Bregenzer Autorin Daniela Egger ist in Zusammenarbeit mit Pädagoginnen und Pädagogen entstanden und gibt Einblicke in die Arbeitsrealität von Lehrkräften in Vorarlberg. Es zeigt auf, was im österreichischen Bildungssystem schiefläuft, liefert aber auch Ideen und Ansätze, wie Schule besser gelingen könnte. Von 17. bis 19. Oktober war das Theaterstück auf der Klub-Bühne zu sehen.
Die ideale Schule: Wir wüssten, wie es geht
Schon seit Jahren beschäftigt sich Daniela Egger mit dem Thema Bildung, ist eines der Gründungsmitglieder von PRIM – der Plattform reformpädagogischer Initiativen und mehr.
Was sie dazu bewegt hat, genau dieses Thema für das Theater-Format „Mut-/ Wutausbruch“ in der Schaffarei umzusetzen? „Für mich ist Bildung der Hebel, um eine demokratische Gesellschaft zu bewahren“, sagt sie.
Eigentlich wüssten wir, was Kinder und Jugendliche zum Lernen brauchen. Würde Schule heute erst erfunden werden, wäre sie ein buntes Miteinander. Ein offener, freundlicher Raum, der Kinder zum Lernen einlädt und sie dabei unterstützt.
Lehrer:innen hätten genügend Zeit, auf die Bedürfnisse aller Kinder einzugehen und sie optimal zu fördern. Diese Utopie entwirft die namenlose Protagonistin, dargestellt von Vivienne Causemann, gleich zu Beginn des Kurzdramas.
Die Realität: Ein System, das aussortiert
Doch die Realität sieht anders aus. Durch ihre Netzwerk-Arbeit steht Daniela Egger im Austausch mit vielen Lehrerinnen und Lehrern in Vorarlberg. Sie bekommt aus erster Hand mit, dass sich trotz engagierter, gut ausgebildeter Lehrpersonen, wissenschaftlich belegter Ansätze und guter Gründe für eine Reform der Regelschule wenig zum Positiven verändert.
Schlimmer noch, viele Errungenschaften im Bildungssystem wurden wieder rückgängig gemacht: Beispielsweise die Schulautonomie, Notenfreiheit in der Primarschule und alternative Unterrichtsmethoden mit mehreren Lehrkräften in der Klasse. Auch darauf macht Daniela Egger in ihrem Theaterstück aufmerksam.
Wer sich keine Nachhilfe leisten kann oder nur wenig Unterstützung von zu Hause erfährt, hat nur geringe Chancen, im bestehenden System weit zu kommen. Dazu kommt laut Egger, dass es vielen Kindern und Jugendlichen nicht gut gehe. Der Einfluss von Smartphones und sozialen Medien verschärfe die Situation noch.
Schon die Jüngsten sind konfrontiert mit Gewaltdarstellungen, Beauty-Idealen oder Mobbing. Und die Lehrpersonen oft am Ende ihrer Kräfte. Selbst wenn sie gerne würden: Personalknappheit, ein hohes Arbeitspensum und große Klassen machen es oft unmöglich, sich auch noch diesen Themen zu widmen.
Für Daniela Egger ist es nicht verwunderlich, dass viele – oft junge – Pädagog:innen den Beruf wechseln. Unverständlich ist für sie, warum von Vorgesetzten nur selten das Gespräch mit den Aussteiger:innen gesucht wird: „Diese Art von Gleichgültigkeit erschreckt mich.“
„Wenn wir jetzt nicht dringend was ändern am Bildungssystem, glaube ich, dass wir einen viel zu hohen Preis zahlen.“
Daniela Egger
Bildung ist mehr als Wissen
Auch wenn die Realität düster aussieht: Mit „Danke, setzen FÜNF“ möchte Daniela Egger auch Mut machen. Was es ihrer Meinung nach braucht, das Schulsystem zu verändern? Vor allem den Willen dazu.
Und das Bewusstsein, dass Schule mehr sein muss als ein Raum für pure Wissensvermittlung. Nämlich ein Ort, der demokratische Grundprinzipien übt, zum Beispiel Konfliktlösung und Inklusion.
„Es muss ganz früh etabliert sein, dass demokratische Prozesse anstrengend sein können – und trotzdem das einzige, was funktioniert, wenn es allen gut gehen soll. Im Umgang miteinander lernen wir, dass wir alle einen Platz haben und jede:r etwas zu geben hat.“
Über den „Mut-/ Wutausbruch“
Mit dem Format „Mut-/ Wutausbruch“ bringt die AK Vorarlberg brisante arbeitsrelevante Themen auf die Bühne. Im Zentrum der kurzen Theater-Monologe steht immer ein Arbeitskonflikt, der nachdenklich stimmt und Diskussions-Stoff liefert. Im Anschluss an das Stück gibt es Berichte aus der Praxis, arbeitspolitisches Feedback zum Thema und ein moderiertes Publikums-Gespräch.
„Danke, setzen FÜNF“
17.–19. September, jeweils 20 Uhr, Eintritt frei
Schauspiel: Vivienne Causemann
Text und Regie: Daniela Egger
Moderation: Brigitta Soraperra, Carmen Jurkovic-Burtscher