Cornel Hess: „Ich war professioneller Meeter“

Cornell Hess erzählt seine ArbeitsLebensGeschichte in der Schaffarei

Ein Arbeitsleben lang in einem Betrieb, das wissen wir… ist längst vorbei. Doch wie sieht es mit unseren Berufen an sich aus? Wie wechseln wir nicht nur den Ort, sondern verändern das, was wir beruflich tun? Die „Arbeitslebensgeschichte“ von Cornel Hess erzählte in der Schaffarei davon.

New York, London, Madrid – beruflich durch die Welt reisen, wichtig sein: Davon träumen viele, besonders junge Menschen. Auch auf ihn habe die Vorstellung in frühen Jahren ihre Faszination ausgeübt, erzählt Cornel Hess beim Auftakt der „Arbeitslebensgeschichten“ in der Schaffarei. Das Interesse ist groß, der frisch renovierte Klub ist am Eröffnungsabend bis auf den letzten Platz besetzt.

Soweit, so klassisch

Im Gespräch mit Raffaela Rudigier-Gerer schildert Hess zunächst seinen beruflichen Werdegang. Soweit, so klassisch: Der studierte Jurist arbeitete beim Schweizer Möbelhersteller Vitra, im Marketing und Vertrieb eines Modeunternehmens und schließlich bei Zumtobel in Dornbirn, wo er als Key Account Manager Großkunden im Ausland betreute. Um sein Aufgabenspektrum zu erweitern, übernahm Hess dort auch noch die Marketingleitung von Thorn Lighting, einem Tochterunternehmen von Zumtobel mit Sitz in Großbritannien.

Faszination für Architektur

Was ihn am Vorarlberger Leuchtenhersteller faszinierte? Die starke Verbindung zur Architektur. Was ihn ins Ländle brachte? Die eingeschneite Messestadt, als er zum Vorstellungsgespräch kam. Da war es um den Skifahrer aus Leidenschaft geschehen.

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Professioneller Meeter

Mehr als 14 Jahre arbeitete Hess, wie er es nennt, als „professioneller Meeter“. Mit dem Bild des Reisenden, der die schönsten Orte dieser Welt besucht, habe der Job gar nichts zu tun. Manchmal habe er sich sogar gefragt, in welcher Stadt er sich überhaupt befindet. Als König der Meetings sprang er von Termin zu Termin und lernte die Gleichförmigkeit von Flughäfen und Hotels kennen: Ein Gate ist ein Gate und Tapete bleibt Tapete. Mailand oder Madrid? Hauptsache pünktlich.

Papa, was machst du bei der Arbeit?

Seine Kinder halfen ihm aus dem Hamsterrad und noch einmal ganz anders auf die Sprünge. Seine Antwort auf ihre Frage, was er bei der Arbeit macht, gefiel Hess selbst nicht: Meetings, Meetings, Meetings – er hatte genug davon und wagte den Sprung in die Veränderung.

Doch zunächst tat Hess erst einmal: nichts. Er ließ sein altes Arbeitsleben hinter sich – ohne zu wissen, was die Zukunft bringt. Eine wichtige Entscheidung, wie er im Klub sagt: Niemand könne herausfinden was die eigene Berufung ist, wenn man voll in der Mühle, im eigenen Käfig steckt. Nicht zu wissen, was kommen wird, sei natürlich mit Unsicherheit verbunden, aber das ist für Hess das Wesen der Freiheit.

Cornell Hess erzählt seine ArbeitsLebensGeschichte in der Schaffarei

Vom Manager zum Metzger

Und wie wurde der Manager schließlich zum Metzger? Eher zufällig, erzählt Hess. Nicht ganz ernst gemeint, habe er einen Freund, der Metzger ist, auf einer Geburtstagsfeier gefragt, ob er einmal bei ihm schnuppern dürfe. Es blieb nicht beim Schnuppern und nach neuen Jahren des Lernens geben sich Beruf und Leidenschaft bei Cornel Hess seither die Klinge in die Hand. Den spätberufenen Jungmetzger trifft man heute in der Metzgerei in Hittisau und auf den Vorarlberger Märkten, die er alle selbst anfährt: als Wurstfachverkäufer des Vertrauens.

Werte, die bleiben

Ganz von seiner Vergangenheit verabschiedet hat sich Cornel Hess übrigens nicht: Als Geschäftsführer der Metzgerei Naturpark Nagelfluhkette e.Gen übernimmt er mittlerweile auch wieder Management-Aufgaben. Auf idealer Grundlage: Die Zielsetzung der Genossenschaft, mit den Tieren als Lebewesen und dem Fleisch als Ware verantwortungsvoll umzugehen, sind genau jene Werte, die ihm wichtig sind.

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