DubFX hat beim Schaffarei Festival 2023 der AK Vorarlberg die Massen begeistert. Angefangen der Australier als Straßenmusiker. Im Interview mit dem Schaffarei-Team erzählt er von seinem Weg von den Fußgängerzonen auf die ganz großen Bühnen.
Du hast als Straßenmusiker angefangen. Das war sicher nicht einfach, oder?
Es ist mir ein bisschen in die Wiege gelegt: Meine Mutter hat Schmuck hergestellt und auf Märkten verkauft. Ich war als Kind immer dabei und bin das „Straßenbusiness“ gewöhnt. Später wurden große Kaufhäuser auf sie aufmerksam und haben ihren Schmuck gekauft. Ich habe also den Erfolg gesehen und wusste, dass eine Karriere, die mit Straßenkunst beginnt, funktionieren kann. Ich denke, ich hatte von Anfang an das richtige, inspirierende Umfeld.
Dazu kommt sicher noch die richtige Menge Mut und Disziplin.
Es braucht schon Disziplin, das ist richtig. Aber das fällt mir nicht schwer. Ich mag Dinge, die schwierig sind, die mich herausfordern. Sport, gesunde Ernährung, Meditation – das alles macht mir und ich weiß, wie viel Nutzen ich auf lange Sicht daraus ziehe.
Mit Erfolg: Du bist als Straßenmusiker um die Welt gezogen und hast wohl jedes Land in Europa bereist.
Ja, die Straßenmusik hat mich weit gebracht. Interessanterweise habe ich die in meiner Heimat Melbourne so gut wie gar nicht verfolgt – dort war ich in anderen Musikbereichen tätig, ich spielte in Metal-, Hiphop- und Reggeabands und ging auf Techno-Raves. Als ich ungefähr 23 war, besuchte ich meine Mutter in Italien und fing dort mit der Straßenmusik an. Gleich am ersten Tag verkaufte ich dabei 25 CDs. In nur zwei Stunden hatte ich damit 250 Euro verdient, mehr als in wohl jedem anderen Job in dem Alter. Also habe ich genau damit weitergemacht. Ich habe mir einen Van gekauft, bin damit von Stadt zu Stadt gezogen und habe auf den Straßen meine Musik gespielt.
Gibt es für dich unter all den Orten einen Favoriten?
Das ist schwer zu sagen. Ich war in wohl jedem Land in Europa und jedes hat seine eigene Atmosphäre. Generell finde ich, dass Orte immer von den Menschen dort leben. Müsste ich mich aber für eine Stadt entscheiden, wäre es Lissabon – dort lebe ich inzwischen auch.
Hast du das Gefühl, dass das Konzept der Arbeit von Land zu Land unterschiedlich ist?
Meine Erfahrung ist, dass unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Sichtweisen auf Arbeit haben. Großbritannien zum Beispiel hat noch immer eine richtige „working class“. Sie machen ihre Arbeit sehr gut und es geht ihnen um die Inhalte. Sie sind aber nicht darauf erpicht, sich zu verkaufen. Da sind die US-Amerikaner beispielsweise das komplette Gegenteil. Ich denke, es braucht eine gute Mischung aus beidem. Wir sollten uns nicht zu viel auf uns selbst einbilden. Aber wir sollten uns auch nicht schämen, gut in etwas zu sein.
Wie wichtig sind dir Wohlstand und Besitz?
Wir leben leider in einer kapitalistischen Welt, in der nichts wichtiger ist als Geld und Besitz. Jeden Tag werden Wirtschaftsverbrechen verübt, werden Menschen ausgebeutet. Das ist der Kern des Kapitalismus: Das Geld, dass die einen verdienen, ist das Geld, dass die anderen verlieren. Ich habe das Glück, dass ich das Geld, das ich zum Leben brauche, durch Musik verdienen kann und dafür niemandem etwas Schlechtes tun muss.
Welche Struktur würdest du dir wünschen für die Welt?
Eine Mischung aus Kommunismus und Demokratie. Ich meine keinen angebliche Kommunismus wie in Russland oder China – das ist keine Kommunismus, das ist Unterdrückung. Was ich meine, ist eine Gemeinschaft der Gleichheit, wie es sie unter Urvölkern gibt und wie sie dort seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden beständig funktioniert und Frieden bringt.
Wenn du nicht Musiker geworden wärst, als was würdest du heute wohl arbeiten?
Wahrscheinlich wäre ich ein Gärtner. Oder Schreiner. Ich mag es einfach, mit meinen Händen zu arbeiten und etwas zu erschaffen.