Chimango wollte als Kind Astronaut werden, verrät er im Interview mit dem Schaffarei Team. Zum Glück ist er aber doch Musiker geworden.
Du kommst aus Argentinien. Ist die Arbeitskultur dort anders als in Österreich?
Ich denke, die Arbeit an sich ist überall auf der Welt gleich. Egal, ob in Argentinien, in Indien oder in Österreich – man arbeitet, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und um etwas beizutragen, um zur Gesellschaft zu gehören. Deshalb mag ich auch den Gedanken hinter dem Schaffarei Festival: Es ist spannend, wie Arbeit uns prägt und wie sie sich fortlaufend weiterentwickelt, gerade heutzutage mit all den neuen, technischen Möglichkeiten.
Würdest du sagen, dass Arbeit auch die eigene Persönlichkeit definiert?
Ja, definitiv. Ich denke, es ist ungemein wichtig, dass man etwas zu tun hat, dass man etwas erschafft. Ohne das würde die Struktur und der Sinn im Leben fehlen. Und weil es so wichtig ist, eine Arbeit zu haben, macht es uns natürlich aus, was wir arbeiten.
Was wolltest du als kleines Kind einmal arbeiten?
Ich wollte ein Astronaut werden! (lacht)
Geworden bist du letztlich aber Musiker. Für viele – und sicher auf für dich – ist das ein Traum. Ist es trotzdem manchmal eine Menge harter Arbeit?
Oh ja. Vor allem zu Beginn meiner Musikerkarriere gab es viele schwierige Zeiten. Als Musiker hast du ja nicht die Sicherheit wie als Angestellter – da bekommst du nicht am Ende des Monats pünktlich dein festes Gehalt. Außerdem verlangt einem eine solche kreative Arbeit auch viel ab. Es ist nicht so, dass Musik machen nur Spaß und Freizeit ist. Und es gibt kein Richtig und Falsch, wie in anderen Jobs. Als Buchhalter stimmen die Zahlen oder sie stimmen nicht. Aber als Musiker gefällt manchen Leuten, was du machst, und manchen eben nicht. Das muss man aushalten können, dass manche sagen, deine Musik ist nicht gut.
Ist es dir schon passiert, dass Menschen deinen Job als Musiker nicht als richtige Arbeit angesehen haben?
Ich bin der Meinung: Egal, was du machst, wenn es dir hilft, deinen neuen Kühlschrank zu bezahlen, dann ist es Arbeit. Dabei ist es egal, ob einem die Tätigkeit Spaß macht oder nicht. Aber wenn sie es macht: umso besser!
Warst du von Anfang an sicher, dass du einmal von deiner Musik leben kannst?
Ja, ich habe immer daran geglaubt. Aber es war hart am Anfang. Bevor ich auf Festivals gespielt habe, habe ich in Zügen und Straßenbahnen gespielt und so Geld gesammelt.
Was würdest du heute wohl arbeiten, wenn du nicht Musiker geworden wärst?
Ich wäre Astronaut und würde zum Mond fliegen. (lacht)
Du singst auf spanisch, was hierzulande wohl nicht viele sprechen. Kannst du kurz zusammenfassen, worum es in deinen Liedern geht?
Ich singe über das, was auf der Welt vor sich geht und mich beschäftigt. Ich lebe in Spanien und bin dadurch sehr mit der Situation von Flüchtenden konfrontiert – und nicht zuletzt bin ich ja auch selbst Immigrant. Daher mache ich das oft zum Thema. Ich finde es furchtbar, wie etwa im Fernsehen über gesunkene Boote von Flüchtenden berichtet wird: Eine kurze Nachricht, dass es passiert ist, dann noch die Anzahl der Gestorbenen, als wären sie nur eine Nummer und weiter geht’s zur nächsten Nachricht, während man das Bootsunglück schon wieder vergisst.
Wenn du eine Sache auf der Welt ändern könntest, was wäre das?
Ich würde die Art ändern, wie wir auf die Welt blicken. Und dazu würde ich wohl als erstes das Fernsehen abschaffen. All die negativen Nachrichten, all der Fokus auf Probleme, nur weil die sich eben besser verkaufen – ich bin überzeugt, das macht etwas mit den Menschen. Und zwar nichts Gutes.