Die Køje: Nachhaltigkeit mehr als ein Marketing-Gag

Als Christian Leidinger aus der Tischlerei seines Vaters eine auf Zirbenbetten spezialisierte Manufaktur machte, war er einer der Ersten in dieser Nische. Auch heute noch gibt es nur wenig Vergleichbares. Wegen der astfreien Optik, vor allem aber wegen der Unternehmenskultur: Denn bei „Die Køje“ in Bludenz ist Nachhaltigkeit mehr als ein Marketing-Gag.

 

Nachhaltigkeit ist ein Buzzword, das Christian Leidinger gar nicht gerne hört.

„Heute ist doch jeder irgendwie ‚nachhaltig‘“, sagt er und malt dabei Gänsefüßchen in die Luft. Doch wenn es bei „Die Køje“ um Nachhaltigkeit geht, ist nicht nur die Rede von Energieeffizienz, reduziertem Verpackungsmüll oder von Langlebigkeit.

Für Christian Leidinger ist auch die Arbeitspraxis im eigenen Betrieb ein zentraler Faktor. Wie das gemeint ist, bringt ein Kartonschild im „Die Køje“-Büro auf den Punkt: „Arbeite klug, nicht hart“ steht dort geschrieben.

Life-Life-Balance: Die Vier-Tage-Woche

„Die Køje“ war 2019 die erste Tischlerei in Vorarlberg, die die Vier-Tage-Woche eingeführt hat, ursprünglich als Reaktion auf den Fachkräftemangel. Doch das System hat sich etabliert. Heute werden pro Woche 37 statt vorher 38,5 Stunden gearbeitet – bei selbem Gehalt. Schließlich schafft das Team mit nur 25 Arbeitsminuten mehr pro Tag auch dasselbe Pensum wie zuvor an fünf Tagen. Der Freitag hingegen macht jetzt als freier Tag seinem Namen alle Ehre. Ein echter Erholungsmehrwert für die Mitarbeiter*innen– und ein starkes Argument für solche, die es werden wollen. „Mittlerweile können wir uns aussuchen, wen wir einstellen wollen“, sagt Christian. Und wenn er „wir“ sagt, dann meint er das auch so. Denn: „Wichtige Entscheidungen werden bei uns im Team getroffen.“


Wichtige Entscheidungen werden bei uns im Team getroffen.

Das mag mit ein Grund sein, warum das Kernteam, mit dem „Die Køje“schon in ihren Anfängen Fahrt aufgenommen hat, noch heute mit an Bord ist. Inzwischen sind es 27 Mitarbeiter*innen, die in der Tischlerei und den Shops in Dornbirn, Wien und der Eiffel dafür sorgen, dass Menschen in ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz gut schlafen. Seit Ewigkeiten nicht wegzudenken: Jannik und Lukas, die das Team und den Arbeitsalltag durch ihre einzigartige Persönlichkeit und ihr handwerkliches Geschick gleichermaßen bereichern.

 

 

Gut fürs Team – gut für die Umwelt

Ein Arbeitstag weniger ist im Übrigen auch für die Umwelt von Vorteil: Es fallen keine Arbeitswege an, es laufen keine Maschinen und es muss nicht geheizt werden. Apropos Heizung: Wo gehobelt wird, da fallen naturgemäß Späne. Doch die werden keineswegs entsorgt, sondern für Duftsäckle oder Zirbenkissen gesammelt. Und auch sonst geht kein Staubkorn verloren: Das anfallende Sägemehl wird zu Briketts gepresst und sorgt so neben der hauseigenen Wärmepumpe für eine angenehme „Betriebstemperatur“ in der gesamten Fabrik Klarenbrunn.

Die nächste Generation

Mit Emilie (20) hat nach Uropa Hans, Opa Manfred und Papa Christian bereits die vierte Generation – und die erste Frau – der Familie das Tischler*innen-Handwerk gelernt. Das Fachwissen hat sie sich im Holztechnikum in Kuchl geholt. Die praktische Erfahrung in der Arbeit mit echtem Holz holt sie sich in der Manufaktur ihres Vaters – genauso wie das Verständnis dafür, was Nachhaltigkeit bedeutet, wenn sie ernst gemeint ist.