
Nun also Gleichstellung statt Grundeinkommen: In „Lysistrata ist wütend“ lernen die Zuschauer:innen Richard kennen, dessen Frau mit der Tochter in die Berge gezogen ist, um zu protestieren: gegen Ungleichheit, gegen Gender Pay Gap, gegen das Patriarchat. Richard bleibt mit den Söhnen zurück. Und verzweifelt schon am ersten Tag ohne seine Frau daran, Kinder, Job und Haushalt gleichzeitig zu stemmen – eine Aufgabe, vor der Millionen Frauen tagtäglich stehen.

Was, wenn alle Frauen gleichzeitig streiken und in die Berge ziehen? Wenn nur noch Männer und Buben zurückbleiben? Wenn Kassen nicht besetzt werden, Schulen und Kindergärten ohne Lehrerinnen und Erzieherinnen dastehen und Familienväter im Haushalt plötzlich mehr als nur „mithelfen“ müssen?
Diesem Gedankenexperiment geht das Stück „Lysistrata ist wütend“ nach. Geschrieben und inszeniert hat es die renommierte Vorarlberger Autorin Daniela Egger, gespielt vom vielseitigen Schauspieler David Kopp. Egger und Kopp zeigten schon bei „Was soll das heißen – Bedingungslos?“, dass sie als kreatives Duo mehr als funktionieren.

Autorin Daniela Egger lässt ihre Hauptfigur Richard langsam realisieren, dass die 130.000 streikenden Frauen in Vorarlberg es ernst meinen und so schnell nicht von den Bergen herunterkommen werden, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Jedenfalls nicht, bis ihre Forderungen erfüllt sind: gleiche Bezahlung, Lohntransparenz, ein Ende weiblicher Altersarmut, bessere Wiedereinstiegschancen – und endlich die Aufwertung von Sorgearbeit in Schule und Kinderbetreuung. Kurz: echte Gleichberechtigung.
Eine schöne Geschichte, aber völlig utopisch? Mitnichten! 1975 legten die isländischen Frauen die Arbeit nieder, um so für mehr Gleichberechtigung zu kämpfen. Mit Erfolg: Island weist heute den niedrigsten Gender Pay Gap weltweit auf. Und in der Schweiz traten die Frauen gleich dreimal in Streik. Unter dem Motto „Wenn Frau will, steht alles still“ gingen die Schweizerinnen 1991, 2019 und 2023 jeweils am 14. Juni auf die Straße.
„Lysistrata ist wütend“ greift diesen Mut – und diese Wut – auf. Das Stück regt an, infrage zu stellen, was wir als „normal“ hinnehmen. Denn: Wie unsere Gesellschaft funktioniert, ist keine Naturgewalt. Es ist eine Entscheidung – unsere.







